Die
Deutsche Börse berechnet ab sofort unter dem Namen "Xelsius"
Wetterindizes. Die Indizes eröffnen die Möglichkeit,
temperaturbedingte Wetterrisiken für 30 europäische Städte zu
erkennen. Das teilte die Deutsche Börse am Mittwoch mit. Sie können
zu einem späteren Zeitpunkt Grundlage für Terminprodukte an der
Eurex sein.
"Viele
Branchen sind wirtschaftlich von Temperaturschwankungen abhängig.
Bisher gab es aber auf europäischer Ebene keine allgemein zugängliche
und transparente Datenbasis, um Wetterrisiken zu
identifizieren," sagte Christoph Lammersdorf, Mitglied des
Vorstands der Deutschen Börse. "Die Wetterindizes sind hier
ein wichtiges Instrument." Neben Daten für die europäischen
Aktien-, Renten- und Derivatemärkte berechnet und verteilt das
Unternehmen Marktdaten der European Energy Exchange und jetzt auch
Wetterdaten. "Die Information Products Division der Deutschen Börse
entwickelt sich damit weiter zum zentralen Informationsanbieter für
die Finanz- und Warenmärkte", so Lammersdorf.
Die
Xelsius Wetterindizes messen die Abweichung der täglichen
Durchschnittstemperatur von einer Vergleichstemperatur von 18 Grad
Celsius. Je nachdem, wie weit diese Messdaten von der
Vergleichstemperatur abweichen, sinken oder steigen die
Wetterrisiken für bestimmte Branchen. Tage mit einer
Durchschnittstemperatur unter 18 Grad Celsius werden als
Heizgradtage (Heating Degree Days: HDD) bezeichnet, liegt die
Durchschnittstemperatur über 18 Grad Celsius, spricht man von Kühlungsgradtagen
(Cooling Degree Days: CDD). Grundlage der Wetterindizes sind die täglichen
Höchst- und Tiefsttemperaturen in 30 europäischen Städten. Der
Deutsche Wetterdienst erfasst diese Daten, errechnet die
Durchschnittstemperaturen und übermittelt diese Daten an die
Deutsche Börse, die daraus die Indizes kalkuliert. Sie werden auf täglicher,
monatlicher und saisonaler Basis berechnet. Als Saison wird der
Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 31. März (Wintersaison) und vom 1.
April bis zum 30.September (Sommersaison) definiert. Für die fünf
deutschen Städte, für die die Deutsche Börse die Wetterindizes
berechnet, liegen historische Daten bis zum Jahr 1969 vor, für die
übrigen 25 Städte bis zum Jahre 1977.
Branchenexperten
wie der Trainer und Consultant für Wetter-Risikomanagement, Hans
Esser, sind von dieser Entwicklung begeistert: "Dies ist ein
Meilenstein im Wetter-Risikomanagement. Der Deutsche Wetterdienst
(DWD) ist jahrelang zu Recht kritisiert worden wegen seiner Daten
Politik, die man auf einen einfachen Nenner bringen konnte: teuer
und schlecht. Mit dieser Änderung katapultiert man sich an die
Spitze vergleichbarer Dienste in Europa. Endlich hat jedes
Unternehmen einfach die Möglichkeit seine Wetterabhängigkeit bei
Umsatz/Gewinn selber zu ermitteln. Hier werden einige Unternehmen überrascht
sein, dies zeigt die Erfahrung aus anderen Projekten. Der Markt
fordert es. Risikomanagement ist eine aktive Tätigkeit und es kann
nicht weiter toleriert werden, dass man auf dieser Seite untätig
zusieht. Dies gilt nicht nur für die Energiebranche auf der
Produktions- oder Nachfrageseite sondern für unzählig viele
Industriezweige."
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