Frankfurt
(vwd) - Die Ankündigung der European Energy Exchange (EEX), Frankfurt,
ab sofort Wetterindizes zu berechnen, ist von Brancheninsidern begrüßt
worden. „Dies ist ein Meilenstein im Wetter-Risikomanagement! Der
Deutsche Wetterdienst ist jahrelang zu Recht kritisiert worden wegen
seiner Daten-Politik. Mit dieser Änderung katapultiert man sich an die
Spitze vergleichbarer Dienste in Europa“, freut sich Hans Esser, Geschäftsführer
von FinanzTrainer.com. Absolut positiv sei zu bewerten, dass durch die
Indizes jedes Unternehmen die Möglichkeit erhält, seine Wetterabhängigkeit
bei Umsatz und Gewinn selber zu ermitteln, so Esser gegenüber TradeNews.
„Hier werden einigen Unternehmen die Augen überlaufen, das zeigt die
Erfahrung aus anderen Projekten. Risikomanagement ist eine aktive Tätigkeit,
es kann nicht toleriert werden, dass man auf dieser Seite untätig
zusieht“, sagte Esser. Risikomanagement sei nicht nur für die
Energiebranche relevant, sondern auch für „unzählig viele
Industriezweige“. Simone Fischer, Risikomanagerin bei E.ON Energie,
findet das Vorgehen der EEX bezüglich der Wetterindizes „ganz
clever“, da diese als Referenzwerte für spätere Terminmarktprodukte
genutzt werden können.
„Die
Marktteilnehmer haben sich auf diese Weise schon mal an die Indizes gewöhnt
und die Börse hat gleichzeitig historische Daten geschaffen“, sagte
Fischer im Gespräch mit TradeNews. Ab wann sich ein Handel mit
Wetterderivaten allerdings lohnt, ist laut Fischer schwer einzuschätzen.
„Ob da was in den nächsten drei Monaten passiert ist fraglich,
wahrscheinlich muss man mit einem längeren Zeithorizont rechnen“, fügte
sie hinzu. Sinnvoll findet Fischer die Initiative der Börse, die
Indizes europaweit zu berechnen, da so eine bessere Vergleichbarkeit gewährleistet
werde. Ebenfalls zu begrüßen ist diese Maßnahme Fischer zufolge vor
dem Hintergrund möglicher Börsenfusionen in Europa.
Auch
ein auf Wetterderivate spezialisierter Händler begrüßte gegenüber
TradeNews die EEX-Wetterindizes als Vorläufer von Wetterderivaten, für
die seiner Aussage zufolge ein „großer Markt weltweit“ vorhanden
ist. Der Experte bezweifelt jedoch, dass beim Handel mit solchen
Kontrakten Standardprodukte weiterhelfen: „Die Derivate müssen eher
auf die Gegebenheiten vor Ort abgestimmt werden“, sagte er. So könne
man zum Beispiel Produkte, die in den USA gut angenommen werden, nicht
unbedingt auf den deutschen Markt übertragen: „In den USA wird
entweder gekühlt oder geheizt. Das ist in Deutschland nicht der
Fall“, erklärte er. Seiner Meinung nach ist mit Wetterderivaten zwar
kein großes Handelsvolumen zu erzielen, die Produkte seien – wenn
auch speziell - aber sehr interessant.
vwd/26.11.2000/bg
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